Wahl in Schleswig-Holstein 2005

Meinungsforscher und Heide und SPD lecken sich gegenseitig die Wunden

Tsunami auch in Schleswig-Holstein. Heide konnte es bei ihrem Auftritt im Fernsehen am Wahlabend nicht fassen. Unter den bohrenden Fragen von Uli Wickert zu ihrer höchst persönlichen Wahlniederlage jammerte sie: "Was ich nicht verstehe ...... Wir hatten hervorragende Vorhersagen (Prognosen) und Beurteilungen von meiner Arbeit. Die Konzepte sind hervorragend beurteilt worden.... und in den letzten zwei Tagen ist es umgekippt ...... Im letzten Moment ist noch etwas hinzugekommen, was ich noch nicht verstehe ...".

Die kühnsten Albträume der Demoskopen gingen in Erfüllung

Heide war nicht allein mit ihrem Leid. Es wurde von den Demoskopen restlos geteilt. Deren kühnste Albträume waren wieder einmal in Erfüllung gegangen. Zuerst das Demoskopen-Massaker im Superwahljahr 2004 - ein Blutbad nach dem andern - und nun auch das Fiasko in Schleswig-Holstein.
Nordrhein-Westfalen lässt grüssen .....
Böse Zungen munkeln der aufgeschreckte Steinbrück habe noch am Wahlabend eine rückwirkende Lebensversicherung bei der Allianz abgeschlossen. Auf die Riesterrente wolle er sich nicht mehr verlassen, jetzt wo sein vorzeitiger Ruhestand in Reichweite sei.
Geteiltes Leid ist halbes Leid? Nicht ganz, denn während Heide die Suppe selbst auslöffeln wird, die sie sich mit so viel Geschick eingebrockt hat, bringen die Demoskopen ihr Scherflein auch dann ins Trockene, wenn ihre Prognosen baden gehen.

Demoskopische Analphabetin

Was ist passiert? Nichts, aber auch gar nichts. Das Wahlresultat hat die Prognosen voll bestätigt! Man muß sie nur richtig lesen können und das hat Heidi nicht gelernt und wird es wohl auch nie lernen. Mit ihren Äußerungen über den plötzlichen Meinungsumschwung zwei Tage vor der Wahl, der wie ein Tsunami über Schleswig-Holstein hereingebrochen sei, hat sie sich als demoskopische Analphabetin geoutet. Das Entziffern von Meinungsumfragen und die Entlarvung von Prognosen erfordern etwas gesunden Menschenverstand, die Fähigkeit einfache Texte zu lesen und zu verstehen und last - but not least - die mittlere Reife im Prozentrechnen. Unüberwindbare Hürden für viele Politiker, die Leseschwäche mit blühender Phantasie und Rechenschwäche mit Zahlengläubigkeit kompensieren.

Der gesunde Menschenverstand und
der Glaube an demoskopische Tsunamis.

Der Wahlkampf war von einer Intensität wie man es seit der letzten Bundestagswahl nicht mehr gesehen hat. Die ganze Republik starrte gebannt nach Schlesweg-Holstein - als sei dort der deutsch-dänische Krieg wieder ausgebrochen. Eine schlagkräftige Armee konnte die SPD nicht auf die Beine stellen, dazu war die Bilanz nach 12 Jahren Heide zu durchzogen. Mit einem Riesenloch in der Staatskasse und einem Heer von Arbeitslosen im Solde von Hartz IV lässt sich schlecht Krieg führen. So pokerte Heide ganz auf ihr Mundwerk und setzte dieses als Stalinorgel ein. Sie feuerte aus allen Rohren und überzog das ganze Land mit einem Sperrfeuer. Alle Parteien warfen ihre verfügbaren Manschaften an die Nordfront. Merkel, Schröder und ganz "who is who" tanzten an, Stoiber betätigte sich auf seine ureigene Art als Wahlhelfer - auch für die NDP. Eigentlich wollten sie alle nur wissen, wie es um sie selber steht - Heide war ihnen im Grunde egal, aber sie war zum Stimmungsbarometer für die Republik empor stilisiert worden. Auch Invalide wie Joschka Fischer wurden kurzerhand im Rollstuhl nach Norden gekarrt - übrigens ohne gültiges Schengenvisum für Dänemark "made in Kiew". Der CDU-Spitzenkandidat Carstensen trat auf wie verirrter Seebär, der kürzlich der Ostsee entstiegen war. Er schien sich einen Heidenspaß daraus zu machen, in Pfützen herum zu stampfen und bei Wahlveranstaltungen sein Fell auszuschütteln, was gelegentlich Wähler in begossene Pudel verwandelte.

Auwirkungen auf die Umfragen. Der ganze Klamauk beeindruckte die Wahlberechtigten genau so wenig wie die Milchkühe auf dem flachen Land, die wie immer für frische Milch besorgt waren. Das hat sich direkt auf die Umfragewerte ausgewirkt, die so stabil blieben wie die Milchproduktion. Das jedenfalls verkündeten die Auguren, die von sich behaupten, sie würden dem Stimmvolk ununterbrochen auf den Puls fühlen und wahrheitsgetreu berichten. Wie man der nachfolgenden Tabelle entnehmen kann, waren die Umfrageewerte während den zwei Monaten vor der Wahl so konstant, als hätten sich die Meinungsforscher gegenseitig über die Schultern geguckt und voneinander abgeschrieben. Die Hochrechnungen am Wahlabend varierten stärker und sorgten für mehr Aufregung als die Zahlen zur Sonntagsfrage in den Wochen zuvor.

Datum Quelle
(Institut)
CDU SPD Grüne FDP SSW Sonstige Befragte
(Wahlbet.1)
Fehler-
bandbreite2
16.02.05 n-tv
Forsa
37% 40% 6% 7% 4% 6% 1002
(keine Angabe)
6%
11.02.05 ZDF
Politbarometer

37% 40% 7% 7% 4% 5% 1106
(66%)
3,2 bis
6%
10.02.05 NDR+ARD
(Infratest-Dimap)
36% 41% 7,5% 7% 3% 5,5% 1000
(49%)
2,8 bis 6,2%
08.02.05 Lübecker Nachrichten+stern
(Forsa)
37% 40% 7% 7% 3% 6% 1059
(58%)
6%
21.01.05 NDR
(Infratest-Dimap)
37% 40% 8% 7% 3% 5% 1000
(48%)
2,8 bis 6,2%
23.12.04 Lübecker Nachrichten
(Forsa)
37% 39% 7% 7% 4% 6% 752
(-)
-

Egal welches Institut die Umfrage auch durchführte, die SPD hatte immer die Nase vorn und die CDU humpelte hoffnungslos hinterher. Der CDU wurden konstant 37% zugesprochen, der FDP konstant 7%. Die SPD hingegen wurde regelmäßig mit 40% beglückt. Grüne und FDP hielten sich meist gegenseitig in Schach, während der SSW mal 3% mal 4% zugewiesen bekam. Heide konsumierte dieses Zahlenfutter als handle es sich um geistige Kraftnahrung. Es machte sie so siegesgewiss und wunschlos glücklich, dass sie zum Schluß auch noch Rosen verteilte. In Wirklichkeit war sie von diesem Zeug stock betrunken, und wer weiß, ob sie je aus ihrem Zahlenrausch erwacht.

Fata morgana Tsunami. So kam es, wie es kommen musste. Unmittelbar vor der Wahl erschütterte ein politisches Erdbeben den Meeresgrund vor der Küste und eine gewaltige Flutwelle schwappte über Schleswig-Holstein hinweg. Gesehen hat sie freilich niemand und die Demoskopen hatten sich (wie immer) rechtzeitig aus dem Staube gemacht. Einzig Heide wurde von einer eiskalten Dusche überrollt, als am Wahlabend die totgesagte CDU quicklebendig auferstand. Der Seebär entstieg strahlend einer ruhigen See, schüttelte sein Fell am Strande noch trocken und legte über 40% Lebendgewicht auf die Waage. Die SPD hingegen schaffte knapp 39%, während die andern Parteien sich in etwa an die Prognosevorgaben hielten. Ein demoskopischer Tsunami habe ihr Lebenswerk in Schleswig-Holstein zunichte gemacht - und nicht etwa ihre Regierungsbilanz, sie hätte doch die besten demoskopischen Noten bekommen - beteuerte Heide vor laufenden Kameras. Sie war noch so benommen, dass sie den Schalter für den gesunden Menschenverstand nicht finden konnte.

Leseschwäche

Fortsetzung folgt..