Die neueste Forsa-Umfrage - richtig gelesen!

Am 20. Mai 2003 wurden vom stern Umfrageergebnisse von Forsa zur Sonntagsfrage veröffentlicht. Aus Kosten- und Zeitgründen kann nur ein winziger Bruchteil aller 60 Millionen Wahlberechtigten befragt werden. Forsa hat diesmal 2502 Wahlberechtigte vom 12. bis 16. Mai befragt, deren Telefonnummern ausgelost wurden. Das Umfrageergebnis lautet

Union 48%, SPD 26%, Grüne 12%, FDP 7%, PDS 4%

Offensichtlich ist es nicht repräsentativ für alle Wahlberechtigten, denn es hängt es davon ab, welche 2502 Wahlberechtigte ausgelost wurden. Verschiedene Auslosungen führen zu verschiedenen Ergebnissen. Für jede Partei gibt es deshalb nicht eine Prozentzahl, sondern ein ganzes Band von möglichen Prozentzahlen. Welche Prozentzahl die richtige ist, läßt sich nicht feststellen. Für die Beurteilung des Informationswertes einer Umfrage ist es daher unerläßlich, diese Bandbreite für jede Partei zu kennen. Dies läßt sich mit Hilfe einer Computersimulation erreichen. Das Umfrageergebnis lautet dann nicht, wie im stern verbreitet, sondern

CDU/CSU SPD Bündnis90/Grüne FDP PDS
45 - 51 23 - 29 10,5 - 13,5 5,5 - 8,5 2,5 - 5,5

(Berechnungsgrundlage: Wahlbeteiligung 80%, Sicherheitswahrscheinlichkeit 95%. Die weit größeren Fehlerquellen - wie z.B. falsche Angaben, Antwortverweigerung, erfolglose Kontaktversuche usw. - sind dabei nicht berücksichtigt.)

Im stern werden neuerdings "Lotterieschäden" zugegeben und dafür eine Fehlertoleranz von +/-2,5% eingeräumt. Das Eingeständnis, daß die tatsächlichen Parteistärken um plus oder minus 2,5% vom Umfrageergebnis abweichen können, hat zur Folge, daß die Umfrage-Ergebnisse im stern in der folgenden Form

CDU/CSU SPD Bündnis90/Grüne FDP PDS
45,5 - 50,5 23,5 - 28,5 9,5 - 14,5 4,5 - 9,5 1,5 - 6,5

veröffentlicht werden müßten.


Technische Information:

Die in der gelben Tabelle angegeben Fehler, die durch die Zufallsauswahl der befragten Wahlberechtigten verursacht werden, kann man auch als Laie mit Hilfe der Mißerfolgs-Statistik von Umfragen verifizieren. Man gibt in der Input-Spalte (linke Seite der Tabelle) die von Forsa angeführten Parteistärken

CDU/CSU 48, SPD 26 FDP 7, Grüne 12 und PDS 4 Prozent

ein. Im Block oben rechts gibt man als "Anzahl der Wahlberechtigten pro Umfrage" 2502 an - soviele Wahlberechtigte wurden befragt - und setzt für die Wahlbeteiligung die üblichen 80% ein. Für die Anzahl der Umfragen (Auslosungen) wähle man zunächst 1000 - bei größeren Zahlen kann die Berechnung sehr lange dauern. Mit "LOS" wird die Simulation gestartet. In der untersten Tabellenzeile der "Mißerfolgsstatistik" kann man das Resultat der Simulation ablesen. Es zeigt sich, daß etwa

18% der Umfragen (Auslosungen) die Toleranzen von +/- 1% für die großen Parteien und +/- 0,5% für die kleinen einhalten

73% der Umfragen (Auslosungen) die Toleranzen von +/- 2% für die großen Parteien und +/- 1% für die kleinen n einhalten

95% der Umfragen (Auslosungen) die Toleranzen von +/- 3% für die großen Parteien und +/- 1,5% für die kleinen einhalten

Genauere Resultate kann man der untern angeführten Tabelle entnehmen. Man sieht, daß knapp 95% der Umfragen (Auslosungen) die Toleranzen von +/- 3,0% für große Parteien und +/- 1,5% für kleinen einzuhalten vermögen. Aber 5% der Umfragen (Auslosungen) schaffen nicht einmal das. Mit andern Worten, in jeder zwanzigsten Umfrage (Auslosung) übersteigt der Fehler für eine große Partei +/- 3,0% oder für eine kleine Partei +/- 1,5%

Scherzfrage: Wie viele von 100 Umfragen schaffen es, die von Forsa vermarkteten Parteistärken (CDU/CSU 48, SPD 26 FDP 7, Grüne 12 und PDS 4 Prozent) zu treffen?

Scherzfrage: Wie viele von 10000 Umfragen schaffen es, die von Forsa vermarkteten Parteistärken (CDU/CSU 48, SPD 26 FDP 7, Grüne 12 und PDS 4 Prozent) zu treffen?

Maximale Abweichung
eingehalten von
für große Parteien für kleine Parteien (in Prozent von 100000 Umfragen)
1,0% 0,5% 18%
1,2% 0,6% 29%
1,4% 0,7% 40%
1,6% 0,8% 52%
1,8% 0,9% 63%
2,0% 1,0% 73%
2,2% 1,1% 80%
2,4% 1,2% 86%
2,6% 1,3% 90%
2,8% 1,4% 93%
3,0% 1,5% 95%
3,2% 1,6% 97%
3,4% 1,7% 98%
3,6% 1,8% 99%
>3,6% >1,8% 1%
Grundlage der Simulation: 100000 Wiederholungen, Parteistärken laut Forsa, ebenso Stichprobenumfang (2502) und Wahlbeteiligung (80%).