Ihr Wahrzeichen waren
Wahl-
Prognosen
Prof. Dr. Dr. h.c. E. Noelle-Neumann
ist im März 2010 93-jährig gestorben.
Sie war während Jahrzehnten Deutschlands
bekannteste Meinungsforscherin. Auf dem
Höhepunkt ihrer Karriere verkündete sie:
"Zwischen dem, was wir an
Rohergebnissen erhalten und dem,
was wir als Prognose publizieren,
liegt manchmal eine Differenz von
zehn oder elf Prozent."
(Mit Rohergebnissen sind die Antworten der Befragten gemeint)
Rheinischer Merkur, 11.09.1987 Sonderbeilage Demoskopie
Das Abändern von Umfrageergebnissen bezeichnete sie
als "Gewichtungs-Kunst". Diese Vorgehensweise war anfänglich
heftig umstritten, weil sie dem potentiellen Missbrauch Tür und Tor
öffnete. Doch diese "Praxis" setzte sich durch. Heute werden
zur Sonntagsfrage "Wie würden Sie wählen, wenn am nächsten
Sonntag Bundestagswahl wäre?" nur noch Tipps publiziert.
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Wahlprognosen sind
Zahlen-
Prostitution
Prof. Dr. F. Ulmer
"Wahlprognosen sind keine Orientierungshilfe, sondern
bewußte Täuschung. Die Ergebnisse zur Sonntagsfrage werden z.T. massiv
abgeändert. Was Demoskopen vermarkten sind Tipps, die als Umfrageresultate
ausgegeben werden."
Meinungsforscher reagieren auf diese Kritik allergisch.
Mit einer Klage auf Widerruf und Unterlassung sollte Statistik-Prof. Ulmer
mundtot gemacht werden. Als Sanktion wurden 500'000 Mark Busse oder zwei
Jahre Gefängnis gefordert. Doch die Klägerin - die Prozentzahlen-Schmiede
des ZDF-Politbarometers - blitzte 1995 vor dem LG und OLG Hamburg ab.
Beide Instanzen sahen die systematische Fälschung von Ergebnissen
zur Sonntagsfrage als erwiesen an.
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