Ihr Wahrzeichen warenWahl-
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Warum
werden im ZDF-Politbarometer
Der
frühere ZDF-Politbarometer-Chef W. Gibowski erklärte das einmal
im Handelsblatt wie folgt: "Es ist unstrittig, dass Ergebnisse der Sonntagsfrage als tatsächliches Wahlergebnis oft sehr unrealistisch wären." "Überhaupt sind Bundestagswahlergebnisse der letzten 20 Jahre recht stabil, stabiler jedenfalls als Umfrageergebnisse der Sonntagsfrage.
Aktuelle Beispiele
(Quellen:
http://www.wahlrecht.de/umfragen/politbarometer/stimmung.htm für
die Sonntagsfrage, und http://www.wahlrecht.de/umfragen/politbarometer.htm
für
die Projektion): 1. Am 2. August 2013 ergab die ZDF-Politbarometer-Umfrage eine rot-grüne Mehrheit von 46% Union 41%, FDP 3% (drei), SP 31%, Grüne 15%, Linke 4% (vier), Sonstige 6%, weil FDP und Linke beide an der 5%-Hürde scheiterten. Im ZDF wurde die gemessene Volksmeinung ins Gegenteil verkehrt (Projektion): Union 40%, FDP 5% (fünf), SP 27%, Grüne 14%, Linke 7% (sieben), Sonstige 7% Der rotgrünen Mehrheit
(46%) wurde ein Aderlass von 5% verpasst und damit Linke und FDP gefüttert.
Dank dieser Kraftnahrung meisterten beide die 5%-Hürde. 2. In der nächsten Umfrage (16. August) ermittelten die ZDF-Demoskopen völlig überraschend - es war ja in der Zwischenzeit nichts passiert - eine absolute Mehrheit für die Union Union 47%, FDP 3% (drei), SP 25%, Grüne 12%, Linke 6% (sechs), Piraten 3%, Sonstige 4%, Diese wurde im ZDF wie folgt unter den Teppich gekehrt (Projektion): Union 41%, FDP 5% (fünf), SP 25%, Grüne 13%, Linke 8% (acht), Piraten 3%, Sonstige 5% Die Union wurde also (wie
zuvor Grünrot) um ihren Sieg gebracht. Statt den kometenhaften Anstieg
der Union von 41% auf 47% zu verkünden, wurden ihr klammheimlich
6% abgenommen und diskret auf Linke, FDP, Grüne und Sonstige umverteilt.
Die FDP wurde wie immer über die 5%-Hürde gehievt und die gemessenen
6% der Linken wurden mit 8% vergoldet. 3. Am 5. September ermittelten ZDF-Demoskopen eine absolute Mehrheit für die Union Union 46%, FDP 4% (vier), SP 27%, Grüne 9% (neun), Linke 7% (sieben), AfD 3%, Beide FDP und AFD scheiterten an der 5%-Hürde, während Rot-Grün-Rot zusammen nur auf 43% kam. Das wurde im ZDF wie folgt unter den Teppich gekehrt (Projektion): Union 41%, FDP 6% (sechs), SP 26%, Grüne 10%, Linke 8% (acht), AfD 3% Der Union wurden klammheimlich
5% abgezwackt und diskret auf FDP, Linke und andere Sonstige umverteilt.
Die FDP wurde wie gewohnt über die 5%-Hürde gehievt und die
gemessenen 7% der Linken auf 8% erhöht. 4. Am 13. September 2013 ermittelten ZDF-Demoskopen eine absolute Mehrheit für die Union und FDP, die zusammen 49% erhielten, wobei die FDP erstmals 5% schaffte. Rot-Grün-Rot kam nur auf 42%: Union 44%, FDP 5% (fünf), SP 26%, Grüne 10%, Linke 6% (sechs), AfD 4%, Das wurde im ZDF wie folgt unter den Teppich gekehrt (Projektion): Union 40%, FDP 6% (sechs), SP 26%, Grüne 11%, Linke 8% (acht), AfD 4% Der Union wurden 4% abgenommen
und diskret auf Linke, Grüne und FDP umverteilt. Davon profitierten
FDP und Grüne mit je 1%. Die gemessenen 6% der Linken wurden mit
8% vergoldet.
Diese Umverteilungen könnte die Spekulation aufkommen lassen, das ZDF-Politbarometer habe eine soziale Ader und sei auf Ausgleich bedacht. Der Mehrheit - sei es nun Rotgrün oder die Union - wird ein demoskopischer Solidaritätsbeitrag auferlegt, der den Bedürftigen (FDP, Linke) zugutekommt, damit sie über die Runden kommen. Mit Solidarität hat das nichts zu tun, wohl aber mit handfesten Geschäftsinteressen und Erfolgsdruck. Prognosen im Vorfeld einer Wahl sorgen für Publicity und sind Gratisreklame für das kommerzielle Umfragegeschäft (Markforschung etc.), mit welchem der Löwenanteil des demoskopischen Umsatzes erzielt wird. Akkurate Wahlprognosen sind daher für Demoskopen eine (Über)Lebensnotwendigkeit. Aus schmerzlicher Erfahrung wissen sie, dass "repräsentativ" ausgesuchte Wahlberechtigte denkbar schlechte Ratgeber für Prognosen sind. Aber das können Meinungsforscher nicht an die grosse Glocke hängen, weil sie damit ihre Existenzgrundlage gefährden würden: Sie leben von Umfrageaufträgen der Marktforschung. Marktumfragen schlägt keine Stunde der Wahl, wie der Sonntagsfrage. Würden die tatsächlichen Ergebnisse zur Sonntagsfrage publik, würden Umfrage-Auftraggeber realisieren, dass sie von der demoskopischen Zunft übers Ohr gehauen werden. Wenn schon bei der Sonntagsfrage falsche Ergebnisse heraus kommen, dann wird dies bei handelsüblichen, nicht kontollierbaren Umfragen erst recht der Fall sein. Deshalb entsorgen alle Meinungsforscher die Ergebnisse zur Sonntagfrage diskret und ersetzen sie durch geschönte Zahlen, die ihnen plausibel erscheinen. Sie machen das alle auf die gleiche Weise. Deshalb gleichen sich ihre Prognosen wie ein Ei dem andern. Wie das konkret abläuft, wird im Folgenden erläutert.
Mit der Sonntagsfrage "Wie würden Sie wählen, wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre?" geben Meinungsforscher vor, das Auf und Ab der Parteien mit Repräsentativ-Umfragen zu verfolgen. Das ist Täuschung. Die Befragten werden nicht "repräsentativ" ausgewählt, sondern per Lotterie - ihre Telefonnummern werden ausgelost! Dabei verweigert die grosse Mehrheit der Angerufenen die Auskunft oder ist nicht erreichbar. Folglich hängen die Ergebnisse (und vor allem deren Auf und Ab) davon ab, wer zufällig befragt wurde und ausnahmsweise Auskunft gab. Umfrageergebnisse sind METHODENBEDINGT extrem fehleranfällig. Bei kommerziellen Umfragen (Marktanteile etc.) fällt das nicht weiter auf, weil die zu messenden Grössen meist unbekannt sind. Es gibt keine Kontrollmöglichkeit wie der Sonntagsfrage. Die bundesweiten Zahlen zur Sonntagsfrage über die letzten 20 Jahre sprechen Bände betreffend methodenbedingter Fehler. Gemäss ZDF-Politbarometer soll sich die Union erratisch zwischen 29% und 57% hin und her bewegt haben, die SP zwischen 20% und 52%, die Grünen zwischen 5% und 27% und die FDP zwischen 1% und 16%. Die Veränderungen von einer Umfrage zur nächsten (zwei bis vier Wochen später) betrugen angeblich bis zu +/-12%. Innerhalb von drei Monaten (drei Umfragen) soll sich die Union praktisch halbiert haben - von 55% auf 29% -, während die SP von 28% auf 47% stieg. Das war der anno 1999/2000, als hätte der Jahrtausendwechsel einen politischen Umsturz ausgelöst.
Das ZDF zwang seine hauseigenen Meinungsforscher - die Forschungsgruppe Wahlen e.V. (FGW) - vermarktbare Zahlen zu produzieren, wie das in der demoskopischen Zunft seit Noelle-Neumann gang und gäbe ist. Dieser Vorgang und der Hintergrund dazu sind in "Wie das Politbarometer zur Gewichtung verdonnert wurde" nachzulesen. Der Chef der FGW Wolfgang Gibowski, der sich lange geweigert hatte, dem ZDF getürkte Zahlen zur Sonntagsfrage zu liefern, erklärte sein Umfallen im Handelsblatt wie folgt. Geständnis
eines Demoskopen
"Vergleicht man Umfrageergebnisse mit tatsächlichen Wahlresultaten der Parteien bei Bundestagswahlen, dann stellt man verblüffende Unterschiede fest." "Es ist unstrittig, dass Ergebnisse der Sonntagsfrage als tatsächliches Wahlergebnis oft sehr unrealistisch wären." "Überhaupt sind Bundestagswahlergebnisse der letzten 20 Jahre recht stabil, stabiler jedenfalls als Umfrageergebnisse der Sonntagsfrage. Die fabrizierten Zahlen werden im ZDF dem Zuschauer als Projektion: Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre ... untergejubelt, während die tatsächlichen Zahlen im ZDF nicht mehr gesendet werden. Diese sind nur noch in der Internet-Version des ZDF-Politbarometers unter dem Pseudonym "Politische Stimmung" auffindbar. Alle Meinungsforscher in Deutschland veröffentlichen zur Sonntagsfrage nur noch mehrfach gewaschene Zahlen. Lieschen Müller Die tatsächlichen Zahlen und die Fabrizierten unterscheiden sich bis zu 10%. Bekanntlich sind Meinungsforscher weder Islamisten noch Selbstmörder und es würde ihnen nicht im Traum einfallen, die Union oder die SPD mit einer absoluten Mehrheit zu beglücken oder sie ins Bodenlose fallen zu lassen. Aus gemessenen 57% für die Union wurden im ZDF 47%, aus 28% dagegen 33%. Aus 52% für die SPD wurden 43%, aus 20% dagegen 25%. In der FAZ geht es laut Noelle-Neumann ähnlich bunt zu (linke Spalte). Und die Prozentzahlen-Schmieden anderer Medien (Focus, Spiegel, Stern etc.) stehen dem nicht nach. Bei solchen "Korrekturen" stellt sich die Frage: Wer schafft es nicht, den Ausgang der nächsten Wahl auf +/- 10% genau zu schätzen? Lieschen Müller jedenfalls braucht dafür keine Umfrage.
Pi mal Daumen Weil die Ergebnisse zur Sonntagsfrage oft unverkäuflich sind, werden Prognosen und Trends von ALLEN Meinungsforschern nach einem andern Schema geschustert. Grundlage ist die relative Stabilität der Bundestagswahlergebnisse. Das Resultat der letzten Bundestagswahl wird unter Berücksichtigung seither erfolgter Landtagswahlen Pi mal Daumen fortgeschrieben und als neues Umfrageergebnis deklariert. Die Details hierzu kann man in den zehn Geboten für Demoskopiekonsumenten in Abschnitt 7 nachlesen, oder in Box 16 und Box 18 (Spieglein, Spieglein an der Wand ..., ist Augstein auch der Sauberste im ganzen Land?.
So pervers es ist: Anstatt den Ausgang der NÄCHSTEN Wahl mit der AKTUELLEN Umfrage vorauszusagen, wird der Ausgang der AKTUELEN Umfrage mit ALTEN Wahlergebnissen geschätzt. Die Folge davon ist, dass Prognosen der verschiedenen Institute sich wie ein Ei dem andern gleichen, weil sie alle die gleichen Wahlergebnisse fortschreiben. Dieses Vorgehen hat in den letzten Jahren oft zu kollektiven Fehlprognosen geführt (BTW 2005 und 2009), da die Wähler bei der Fortschreibung nicht mitspielten und die Demoskopen den Trend "methodenbedingt" verschlafen haben. Die Prognoseleichen sind in der "Grabstätte für die unbekannte Fehlprognose" aufgebahrt und bleiben so der Nachwelt erhalten.
Manisch depressive Wähler? Gemäss ZDF-Politbarometer-Umfragen vom Januar bis September 2013 ruderte die Union zwischen 40% und 50% hin und her und die SP zwischen 25 und 33%. Beide Parteien haben wahre Wechselbäder durchgemacht, als wären Wähler im Zwei-Wochen-Rhythmus manisch-depressiv. Der Grund liegt allerdings nicht in Gemütsstörungen der Wahlberechtigten, sondern in der Zufallsauswahl der Befragten und der Antwortverweigerung. Das führt zwangsläufig zu einer intimen Beziehung zwischen Parteistärken und Lottozahlen, was schambewusste Demoskopen mit der politischen Gewichtung zu verstecken suchen.
Mit der Fortschreibung bestimmen Meinungsforscher die Trends der Parteistärken faktisch in eigener Regie. Aus dem Absturz der Union von 48% auf 42% im April 2013 wurde im ZDF ein kleiner Rückgang von 42% auf 40%. Der gemessene Trend von -6% wurde also in -2% verfälscht. Der SPD, die im gleichen Zeitraum einen Freudensprung von 26% auf 31% machte, wurde im ZDF lediglich ein Anstieg von 27% auf 28% bescheinigt. Der gemessene Trend plus 5% wurde in plus 1% abgeändert. Der Freudensprung der Union von 45% auf 50% Ende Juni wurde in eine winzige Verbesserung von 42% auf 43% verwandelt. Der dramatische Fall von 50% auf 44% in der nächsten Umfrage wurde als kleiner Rückgang von 43% auf 41% dargestellt. Veränderungen von bis zu +/-8% (oder noch mehr) von einer Umfrage zur nächsten werden systematisch wegretouchiert und durch frei erfundene Trends ersetzt: meist +/-0% oder +/-1%, ausnahmsweise +/-2%. Es wird politische Stabilität vorgetäuscht, um den Stallduft von Lottozahlen "wegzuparfümieren". Die
gemessenen Veränderungen der Parteistärken
sind unvermeidlich falsch, weil sie durch die Zufallsauswahl, die Antwortverweigerung
und die Nichterreichbarkeit völlig entstellt werden. Was in Wirklichkeit
passiert, weiss kein Mensch und die im ZDF (und anderswo) vermarkteten
Pseudo-Trends haben ungetrübten Horoskopcharakter. Irreführung durch die Medien Der ZDF-Zuschauer wird nicht darüber informiert, dass allein die Auslosung von Telefonnummern die Zahlen zur Sonntagsfrage wertlos macht, von den Fehlern durch Nichterreichbarkeit und Antwortverweigerung ganz zu schweigen. Das ZDF steht hier stellvertretend für die ganze Medienbranche. Mit der irreführenden Behauptung, die Umfrage sei "repräsentativ", wird dem Zuschauer/Leser/Hörer weis gemacht, die präsentierten Parteistärken und deren Veränderung seien eine exakte Momentaufnahme der politischen Kräfteverhältnisse und des Trends. Es wird ihm verschwiegen, dass die vom ZDF vorgeführten Zahlen in Wirklichkeit Tipps der hauseigenen Meinungsforscher sind, die als Umfrageergebnisse ausgegeben werden.
Die Fortschreibung hat zur Folge, dass alle "Meinungsforscher" ähnliche Zahlen liefern, denn sie schreiben alle die gleichen Wahlergebnisse fort. Die tatsächlichen Ergebnisse würden wegen der Lotterieauswahl enorme Unterschiede zwischen den Instituten aufzeigen. Die Übereinstimmung trügt. Gerät die politische Landschaft unbemerkt in Bewegung, dann führt dies zu kollektiven Fehlprognosen. Das geschah im Superwahljahr 2004 reihenweise und setzte sich bei den Bundestagswahlen 2005 und 2009 fort. Bei der Landtagswahl in NRW im Mai 2010 verlor die CDU 10%. Dieses Fanal war Rüttgers & Merkel in keiner Umfrage an die Wand gemalt worden. In Niedersachsen wiederholte sich dieses Schauspiel im März 2013.
Die ZDF-Politbarometer-Frösche und ihre Kumpels von der Konkurrenz hocken auf einem hohen Zaun mitten im Spielfeld und quaken unermüdlich, händeringend, die Hosen voll mit Fehlprognosen. Unter ihnen tummeln sich auf der rechten Seite die Schwarzen - an der Leine von Mutti & Seehofer - und die gebeutelten Gelben, auf der linken Seite die weiland grosse Volkspartei, die sich in drei Rudel aufgelöst hat - die Grünen, die Linken und die gehäutete SPD. Auf der Seite lauern AfD, Piraten und andere Sonstige, um das Spiel durcheinander zu bringen. Das Volk wartet gespannt auf das Verdikt der Frösche, aber sie quaken und quaken nur. Denn sie wissen, dass Springen gefährlich ist, weil man auf der falschen Seite landen kann. Sie fühlen sich elend, von ihren "Rohdaten" im Stich gelassen. Sie rechnen und gewichten unermüdlich um, damit sie quakend oben hocken bleiben können und sich auf keine Seite keine Seite schlagen müssen.
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Wahlprognosen sindZahlen-
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Und die Moral von der Geschichte Meinungsforscher ändern die Ergebnisse zur Sonntagsfrage nicht, weil sie geborene Gauner oder Manipulatoren sind, sondern aus purer Not. Sie müssen ihren Kunden in der Marktforschung beweisen - von deren Aufträgen sie auf Gedeih und Verderben abhängen -, dass ihre Umfragemethoden korrekte Ergebnisse liefern können. Das ist aber nicht der Fall, wie die eklatanten Differenzen zwischen Wahlergebnissen und Umfrageresultaten (kurz vor und nach der Wahl) beweisen. Deshalb werden die Spuren verwischt. Mit ihren Tipps, die auf der relativen Stabilität der Bundestagswahlergebnisse beruhen, fahren sie meist besser als mit Umfrageergebnissen. Dabei laufen sie Gefahr, den tatsächlichen Trend zu verschlafen. Die methodenbedingten Mängel wollen, und können sie nicht eingestehen. Würden die Auftraggeber in der Marktforschung nämlich diesen Schwindel durchschauen, hätte das dramatische Folgen für das Umfragegeschäft. Würde der berühmte Psychologe Carl Gustav Jung heute noch leben, hätte er einen neuen Archetyp eingeführt: Zahlengläubigkeit Was Alchemisten während Jahrhunderten vergeblich versucht haben, ist für Demoskopen heute zur Routine geworden: Aus
Aberglauben und Zahlengläubigkeit |
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