Meinungsforscher geben vor, das Auf und Ab der Parteistärken mit "Repräsentativ-Befragungen" von 1000 bis 2000 Wahlberechtigten zu verfolgen. Das ist irreführend, weil die tatsächlichen Ergebnisse nicht glaubwürdig erscheinen und unter Verschluss bleiben. Sie würden Skurriles ans Tageslicht bringen - z.B. SP vor der SVP. Demoskopen sagen, der Grund hierfür liege in der Übervertretung linker Parteien im repräsentativen Querschnitt. Sie behaupten, dass dieses Phänomen "kurierbar" sei. Nicht kontrollierbar sind unmotivierte Sprünge einzelner Parteistärken von Umfrage zu Umfrage. Denn die Ursache liegt in der Zufallsauswahl der Befragten (ihre Telefonnummern werden ausgelost) und der geringen Wahlbeteiligung. Wird nun bei einer Umfrage eine Parteistärke nach unten verfälscht (z.B. 2% zu tief), bei der nächsten aber nach oben (z.B. 3% zu hoch) - was relativ oft passiert -, dann führt das zu einem gigantischen Trendfehler (+ 5%). Dasselbe passiert auch umgekehrt (- 5%). Der repräsentative Querschnitt ist nicht nur linkslastig, er ist auch manisch-depressiv.
Die nicht vermarktbaren Rohdaten werden massiven kosmetischen Eingriffen
unterzogen. Mit okulten "Gewichtungs-Prozeduren" werden die schiefen
Zahlen zurecht gebogen und auf die vermeintliche "politische Windrichtung"
abgestimmt. Mit Wissenschaft (Statistik) hat das Ganze nichts zu tun, wohl
aber mit demoskopischer Alchemie. Auf diese wundersame Art entschlüpfen
der Retorte "plausible" Prozentzahlen, bis hin zur Stelle nach
dem Komma. Dabei bleibt aussen vor, dass allein die Zufallsauswahl der
Befragten den Meinungsforschern Fehler bis zu +/-5% beschert, von
andern Problemen ganz zu schweigen (wer wählt wirklich?). Aber das
tut dem Gottvertrauen der Demoskopen in ihre Messkünste keinerlei Abbruch.
Ihren Optimismus teilen sie mit jenen Gauklern, die auf Sonnenuhren Sekundenbruchteile
ablesen.
Schaut man die publizierten Zahlen genauer an, dann stellt sich bald heraus,
dass nicht Umfragen, sondern die politische Stabilität die wahre
Geschäftsgrundlage bildet. De facto werden Wahlresultate
fortgeschrieben und als neue Umfrageergebnisse deklariert. Das
Pferd wird buchstäblich am Schwanz aufgezäumt:
Anstatt den Ausgang der nächsten Wahlen
mit der aktuellen Umfrage vorauszusagen,
wird der Ausgang der aktuellen Umfrage
mit alten Wahlergebnissen vorausgesagt!
Die kolportierten Änderungen der Parteistärken von Umfrage zu
Umfrage sind vollkommen fiktiv. Was sich in Wirklichkeit abspielt, weiss
kein Mensch. Der von den Medien lautstark verkündete "neueste
Trend" hat immer ungetrübten Horoskopcharakter.
Mit der Fortschreibung gehen die Meinungsforscher kein grosses Risiko ein,
solange die politische Landschaft stabil ist. Gerät diese aber in Bewegung,
dann fallen sie damit auf die Nase. Sie verschlafen den abfahrenden Zug,
weil sie den Wecker - die tatsächlichen Ergebnisse der Umfragen - ausser
Betrieb gesetzt haben.