In der SonntagsZeitung vom 6. Juli 2008 wurde der Notstand für die SVP ausgerufen: Senkrechtstart der SVP-Abtrünnigen (namens BDP) und Sturz der SVP ins Bodenlose. Das hätte eine von der SonntagsZeitung finanzierte repräsentative Meinungsumfrage von isopublic zu Tage gefördert, berichten Denis von Burg und Christoph Lauener. Ihr Eifer ergiesst sich über eine ganze Doppelseite, vollgekleistert mit nichtssagenden Grafiken und frisierten Prozentzahlen. Blocher und Brunner müssten nun büssen für ihren Kurs, frohlocken Burg & Lauener. Nur noch 23% der Befragten würden heute SVP wählen, im letzten Herbst seien es 29% gewesen und im März 2008 über 30%. Blocher und sein Brustkind Toni seien in ihren Umfragewerten ebenfalls tief eingebrochen. Der Neugründung BDP hingegen sei ein fulminanter Start geglückt. Mit knapp 4% hätte sie sich fest etabliert und als ersten politischen Kraftakt die Zwergpartei der fraktionslosen Grünliberalen überholt.
Unter den Tisch fällt in der SonntagsZeitung, wie die 3,8% zustande gekommen sind. Von Repräsentativ-Umfrage war bei isopublic nie die Rede. Stattdessen wurden mit Wissen und auf Kosten der SonntagsZeitung die Telefonnummern von 1027 Stimmberechtigten ausgelost und diese angerufen. Von denjeinigen, die sagten, dass sie bestimmt wählen würden, haben ganze 17 (siebzehn) für die neue BDP Farbe bekannt. Von Tollwut befallene Hochrechner haben daraus exakt 3,8% gemacht. Wären 1027 andere Stimmberechtigte ausgelost worden, dann wäre natürlich ein anderes Ergebnis herausgekommen. Daher wird bei seriösen Hochrechnungen konkret angegeben, in welchem Ausmass die Auslosung der Stimmberechtigten die tatsächlichen Parteistärken verfälschen kann.
Man kann es der SonntagsZeitung nachfühlen, dass sie keine Lust verspürte, die gross aufgemachte Story damit wie eine Seifenblase platzen zu lassen: Denn der von www.isopublic.ch im Methodenbericht angegebene Fehlerbereich (alias maximale Standardabweichung) beträgt +/- 4,47%. Das könnte einen renitenten Leser veranlassen, das Resultat selber auszurechnen. Natürlich vorausgesetzt, dass er nicht wie Burg & Lauer zahlengläubig ist und an Rechenschwäche leidet. Nach Adam Riese stürzte die SVP gar nicht auf 23,3% ab, sondern auf irgendwo zwischen 18,83% und 27,47%. Und die Senkrechtstarterin BDP kam nicht auf 3,8%, sondern landete irgendwo zwischen 0% und 8,27%. Die vollständige Botschaft der SonntagsZeitung lautet somit
SVP | 18,83% - 27,47%, | BDP | 0% - 8,27%, |
SP | 16,73% - 25,67%, | Grüne | 5,33% - 13,27% |
FDP | 12,13% - 21,07%, | CVP | 11,33% - 20,27% |
Nur, wer hat das nicht gewusst, wer braucht dafür eine Umfrage und die SonntagsZeitung?